Just-walk-out-Shopping – Digitalisierungsmaßnahme in Österreich
Just-walk-out-Shopping nennt sich die Maßnahme, die die Lebensmittelhandelskette Hofer ab 2030 in den Läden anwenden möchte. Aber was ist das und welche Vorteile beziehungsweise Nachteile hat es? Wir werfen einen genaueren Blick auf diese Art der Digitalisierung.
Der allererste Supermarkt in Österreich wurde 1950 in Linz gegründet. Nur wenige Jahre später folgten die Gründungen der Läden Billa und Spar. Mittlerweile zählt Österreich zu den Ländern mit den meisten Supermärkten: Über 5.000 Lebensmittelgeschäfte tummeln sich auf einer Verkaufsfläche von rund 3,5 Millionen Quadratmetern. Dabei stieg die Beschäftigtenzahl mit den Jahren immer weiter an, Statistiken zeigten zuletzt eine Zahl von 112.000 Angestellten. Doch wie wird sich das in Zukunft ändern, wenn immer mehr Lebensmittelläden auf das sogenannte Just-walk-out-Shopping setzen?
So funktioniert Just-walk-out-Shopping
Der Begriff Just-walk-out-Shopping stammt vom Online-Handel Amazon, der 2017 mit seiner Supermarktkette Amazon Go digital ging – und dabei völlig auf Kassen mit Bedienung verzichtete. Das Konzept funktioniert dabei folgendermaßen: Die Besucher bekommen per App einen Code geschickt, mit dem sie den Lebensmittelladen zu jeder Zeit betreten können. Während dem Kauf nehmen Kameras auf, welche Produkte der Konsument und welche er wieder zurückstellt. Gleichzeitig sind im Hintergrund Waagen im Einsatz, die das Gewicht der ausgewählten Produkte feststellen. Anhand dieser Aufzeichnungen wird der Preis der gekauften Artikel berechnet und am Ausgang wird per Handy bezahlt. So gibt es keine langen Wartezeiten mehr an der Kasse.
Leider geht mit dieser Digitalisierungsmaßnahme nicht nur die Wartezeit sondern auch das Personal verloren – oder? Ganz so ist es nicht. Im Durchschnitt benötigt Amazon Go mehr Mitarbeiter als vergleichbare Geschäfte in den USA wie Seven Eleven. Wo Seven Eleven pro Schicht von maximal drei Mitarbeitern besetzt wird, sind es bei Amazon Go zehn. Diese sind für das Zubereiten von frischem Essen und für das Auffüllen von Waren zuständig. Hinzu kommen Mitarbeiter, die für die Personenschleusen zuständig sind und jene Angestellten, die sich um die Technik kümmern.
Und so will es ab 2030 auch Hofer machen: 1,5 Milliarden Euro werden in die Digitalisierung gesteckt, mit auf dem Plan steht dabei auch das Digitalisieren der Preisschilder im Laden. Solche Preisschilder gibt es zum Beispiel auch in den Spar-Filialen. Neben dem Vorteil, dass diese Schilder mit der Kasse verbunden sind und somit keine preislichen Probleme mehr entstehen können, geht es auch darum, den Mitarbeitern das Arbeitsleben zu erleichtern. So gibt es in einem Supermarkt im Durchschnitt 25.000 Preisschilder zum Auswechseln. Da spart einem ein Knopfdruck schon viel Arbeit.
Just-walk-out-Shopping und der Datenschutz
Digitalisierung erspart einem also viel Arbeit. Doch wie sieht es mit der Datensicherheit aus? Gut, Preisschilder sind da kein Problem. Doch denkt man über das Just-walk-out-Shopping nach, wird einem schnell klar, dass es zum Thema Datenschutz einige Probleme gibt. Wir erinnern uns: Kameras zeichnen jede Bewegung der Konsumenten auf. Das könnte auch bedeuten, dass zum Beispiel Videos und Bilder abgespeichert oder Emotionen aufgenommen und analysiert werden. Welche und wie die Daten genau verarbeitet werden, ist für Konsumenten nicht nachvollziehbar. Aber im Prinzip könnte von jedem Kunden ein genaues Profil erstellt werden.
Jetzt stellt sich die Frage: Ist diese Art der Datenerfassung wirklich so besorgniserregend? Denn immerhin haben wir uns auch an Cookies im Internet gewöhnt, die jeden Online-Schritt aufzeichnen. Hat dieses Just-walk-out-Shopping überhaupt eine Zukunft oder wird es tatsächlich bald zum Alltag?
Quellen:
www.heute.at/supermarktkette-hofer-will-keine-kassen-mehr
www.heute.at/hofer-sagt-wie-geschaefte-in-zukunft-aussehen-werden
ixtenso.de/wie-die-nahversorgung-der-zukunft-aussehen-koennte
de.statista.com/lebensmittelhandel-in-oesterreich
oe3.orf.at/digitale-preisschilder