Ständige Erreichbarkeit – Fluch oder Segen?
Ständig erreichbar zu sein hat viele Vorteile, dennoch sollte man sich die Frage stellen: Ist es nicht eher ein Fluch als ein Segen? Österreicher benutzen im Durchschnitt neunmal in der Stunde ihr Smartphone. Auf einen Tag gerechnet sind das fast zwei Stunden, in denen das menschliche Gehirn mit Reizen überflutet wird – und das allein auf die Freizeit bezogen. Bereits im Jahr 2014 verwendeten 54 Prozent aller Beschäftigen einen Computer am Arbeitsplatz. Besonders auffallend ist hierbei, dass Arbeit und Freizeit zusehends verschwimmen und das Gehirn dadurch ständig unter Strom steht.
Home-Office und Smartphones
Besonders das sogenannte Home-Office und das Verwenden desselben Smartphones für Arbeit und Freizeit tragen dazu bei, dass diese Bereiche nicht mehr klar voneinander getrennt werden können. Beim Home-Office arbeitet man von Zuhause aus, die Arbeitsumgebung ist also der eigene private Wohnraum. Dadurch wird die vertraute heimelige Umgebung mit Arbeit verbunden – was nicht immer positive Gefühle weckt. Außerdem: Wer nach dem Modell des Home-Office arbeitet, kommt nach Feierabend viel eher in Versuchung, doch noch einmal in ein Dokument zu schauen und daran zu arbeiten. Das heißt der persönliche Wohnraum wird immer mehr mit Arbeit verbunden und dem Gehirn fehlen immer mehr genaue Zeiten, zu denen es abschalten und runterkommen kann. Verstärkt wird dieser Umstand durch ein fehlendes Firmenhandy. Viele Leute verwenden für die Arbeit dasselbe Gerät, welches sie eigentlich für den Privatgebrauch nutzen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit während der Freizeit immer wieder auf die Arbeit gerichtet. Und das nicht nur Zuhause, denn ein Smartphone trägt man in den meisten Fällen immer und überall bei sich.
Österreicher wollen im Urlaub erreichbar sein
Egal ob direkt neben der Sonnenliege, am Rand des Whirlpools oder im schnittigen Restaurant: Das Smartphone ist auch im Urlaub mit von der Partie. 78 Prozent der Österreicher wollen im Urlaub erreichbar sein und nehmen deshalb das Handy mit. Umgekehrt erwartet jeder dritte Arbeitgeber, dass die Mitarbeiter im Urlaub erreichbar sind. Das bedeutet, dass viele Österreicher während ihrer Urlaubstage nicht richtig entspannen und abschalten können – selbst, wenn sie wollten.
Das menschliche Gehirn ist immer unter Strom
Doch auch wenn man seine Freizeit nicht mit der Arbeit vermischt und einen Arbeitstag im Büro verbringt, hat man keine Ruhe: Arbeitnehmer überprüfen während der Arbeit laufend, ob sie eine Mail im Postfach oder am Handy haben. Das ist aber nicht der einzige Stressfaktor, immerhin gibt es noch genügend andere technische Geräte, die allein beim Arbeitsplatz in Einsatz kommen. Zuerst arbeitet man am Computer, dann führt man Telefonate, die die Arbeit am Computer unterbrechen und hat man mal Mittagspause, hängt man am Smartphone oder Tablet. Das menschliche Gehirn ist immer unter Strom und kommt durch die vielen Reize nicht zur Ruhe. Dadurch kommen Leute oft nicht erholt aus der Pause, sind unaufmerksam, können sich nicht konzentrieren und arbeiten schlechter.
Reizüberflutung endet aber nicht nach Feierabend. Auf dem Weg nach Hause hören Leute oft Musik, Zuhause werden dann Filme oder Nachrichten geschaut. Am Abend bleiben Leute dann länger wach, weil sie ein eBook lesen oder soziale Netzwerke durchstöbern. Und am nächsten Morgen geht das ganze Dilemma wieder von vorne los. Der ständige Griff zu technischen Geräten kann zu Stress, Schlafstörungen und im schlimmsten Fall sogar zu Burn-Out führen.
Was kann man gegen Reizüberflutung tun?
Kann man etwas gegen Reizüberflutung tun? Ja! Folgende vier Schritte können Ihnen helfen:
- Reflektieren Sie, wie oft Sie ihr Smartphone oder andere Geräte benutzen. Vielleicht ist Ihnen bisher gar nicht aufgefallen, dass Sie extrem viele Stunden vor einem Bildschirm verbringen.
- Nehmen Sie sich täglich eine Auszeit vom Trubel und führen Sie feste Pausen ein. Legen Sie Rituale fest (ein Buch lesen, spazieren gehen etc.), bei denen Sie abschalten können.
- Stellen Sie dazu alle Benachrichtigungen auf lautlos oder deaktivieren Sie sie komplett. Überlegen Sie, welche Apps Sie wirklich brauchen und deinstallieren Sie konsequent jene, die Sie zu sehr ablenken.
- Ignorieren Sie einkommende Nachrichten und lassen Sie sich Zeit mit dem Schreiben von Antworten. Indem man immer sofort auf Nachrichten reagieren möchte, macht man sich nur selbst Stress und den gilt es schließlich zu vermeiden.
Diese Rituale kann man zum Beispiel auch in der Mittagspause einlegen. Legen Sie doch mal das Smartphone zur Seite und machen Sie etwas anderes – oder einfach nichts. Zu Beginn ist das vielleicht ungewohnt, aber es gibt dem Körper die Möglichkeit, runterzukommen.
Quellen:
https://www.stepstone.at/Karriere-Bewerbungstipps/firmenhandy-immer-erreichbar-sein/
https://www.diepresse.com/4792708/halfte-im-urlaub-standig-erreichbar
https://arbeits-abc.de/staendige-erreichbarkeit-im-job-fluch-oder-segen/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/668880/umfrage/smartphone-und-tablet-nutzer-in-oesterreich/
https://de.statista.com/themen/2876/internetnutzung-in-oesterreich/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/585311/umfrage/umfrage-zur-haeufigkeit-der-internetnutzung-in-oesterreich/
https://www.dw.com/de/smartphone-sucht-g%C3%B6nnt-euch-doch-mal-ne-pause/a-47162548
https://www.angelini.at/wps/wcm/connect/at/home/news-medien/aktuelle-themen/digitale+reizueberflutung
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162953/umfrage/anteil-der-europaeischen-beschaeftigten-die-bei-der-arbeit-einen-pc-verwenden/
https://www.diepresse.com/5056883/wie-die-osterreicher-das-smartphone-im-urlaub-nutzen